Herzstück/Todesanzeige von Heiner Müller

»So klingt die Liebe und ihr Dialog. Doch bleibt es ein und dasselbe Wagnis, sie dem Gegenüber anzutragen − wie ein Geschenk, das sich leider nur als Ziegelstein entpuppt. Aus seiner Haut fährt das Herz jedenfalls nur, wenn es wie rasend an falscher Stelle schlägt. "Darf ich − Nein." So sind Lust und Leid, unter einer Decke zu stecken, ein Ende vom Lied, das kürzer nicht geht.«  (Kristin Schulz)
Theater der Zeit   April 2002



»Die Verzweiflung des Schriftstellers beim Anblick seiner toten Frau inszeniert Gehre aus verschiedenen Perspektiven. Damit nimmt der Regisseur geschickt die subtile Kälte Müllers auf, mit der dieser vom Auffinden seiner Frau Inge Müller berichtet hat. Die Auseinandersetzung des Dichters mit der geliebten Toten ist für Gehre mit der hilflosen Annäherung identisch, die Müller in Herzstück schildert.«  (Judith Kessler)
Der Tagesspiegel   7. März 2002



»Keine leichte Kost. Doch einen Abend im Tal der Tränen hat Regisseur Klaus Gehre aus dem Eingeweide zerreißenden Thema nicht gemacht. Vielmehr verpasste er den Textfetzen ein Sinn stiftendes Herzstück. Dieser makaber-hintersinnige Dialog von Müller erscheint plötzlich als Vorspiel zu dem Geschlechterkampf, an dessen Ende die Frau mit ihrem letzten Trumpf, dem Ausstieg, sticht. Das Vorspiel ist das Schönste, lustvoll ausgekostet von Pitti und Schnattchen, einem rettungslos aneinander gestrickten Pullover-Paar. Richtig amüsant, solange man nicht dran denkt: Heiner Müller schrieb Todesanzeige, nachdem er seine Frau leblos in der Küche aufgefunden hatte.«  (Janine Ludwig)
Taz   8. März 2002