Bildbeschreibung von Heiner Müller

Konzeptionelle Überlegungen

Es ist ein Kriminalstück. Das Eingangstableau beschreibt einen kriminalistischen Tatbestand, den es zu klären gilt. Der Bestandsaufnahme folgen die detektivische Suche nach Indizien für dessen Zustandekommen und die zunehmende Verwandlung in ein Schauerstück. Der Grundimpuls der Inszenierung war es, die bei Müller in die Abstraktion/Allegorie drängenden Bilder wieder konkret zu lesen. Das überbordende (monologische) Bilder- und Figurenarsenal wurde als Material genommen, um daraus konkrete (dialogische) Szenen zu entwerfen. Müllers Montage- und Intertextualitätsprinzip (die Überfrachtung des Textes mit Querverweisen auf andere Texte) wurde dabei als Aufforderung zur Demontage und Neumontage verstanden. Es ging um das Suchen der eigenen Spur. Der Text wurde in tausend Einzelteile (Satzblöcke, Sätze, Wortgruppen, Worte, Silben) zerlegt und neu zusammengesetzt. Die Figuren dienten als Vehikel, um die Szenen sinnlich-konkret zu machen. Ebenso das Spiel mit Objekten. Es ging um das Sichtbar- und Spürbarmachen des Verborgenen, Nichtanwesenden, Verdrängten − die Angst und Unheimlichkeit erzeugen und mit denen der Text spielt (das Magisch-Unheimliche des Textes musste im Konkreten entdeckt werden). Dass die Spur am Ende ins Nichts führt und die Indizien im Licht zerfallen, führte (am Schluss) zum Auflösen und Verschwinden der Handlung im reinen Sprachspiel. Dazu wurde alles genutzt, was an Textschnipseln übriggeblieben war.

Bühne:
Die Vorgaben des Brecht-Hauses konnten nicht ignoriert, sondern mussten aufgenommen werden: Es gab keine eigentliche, vom Publikum abgetrennte Bühne, lediglich eine 1,5 m tiefe, aber 8 m breite Spielfläche, mit einer Rückwand voller Plakate und einer bespielbaren Tür sowie seitlich einer Wendeltreppe, die zu einer Empore führte. Da der Raum derart in die Fläche drängte − selbst zum Bild wurde −, wurden alle verwendeten Requisiten an die Rückwand gehängt (als Elemente des Bildes, auf die zugegriffen werden konnte). Zudem wurde ein leerer Bilderrahmen (1 m x 1,3 m) zwischen Zuschauer- und Bühnenraum gehängt, der über die komplette Breite verschiebbar war.