Film • Theater • Regie
»Minority Report am Theater Dortmund verhandelt in kluger, hoch artifizieller Weise den freien Willen in Zeiten von Big Data .. Gehre inszeniert Minority Report oder Mörder der Zukunft als Film im Moment seiner Entstehung – eine technisch und spielerisch extrem anspruchsvolle Form, die gleichzeitig perfekte Bilder erzeugt und sofort wieder dekonstruiert ... Agatha ist kein Orakel aus dem klassischen Drama. In Gehres Dortmunder Version wertet sie für ihre Vorhersagen schlicht die Informationen aus, die jeder von uns täglich online preisgibt, indem er googelt, online shoppt und Apps für sich denken lässt. Erst Big Data, das immense weltweite Datenvolumen, das sich derzeit alle zwei Jahre verdoppelt, lässt Agathas Algorithmen im Jahr 2041 zum Wissens- und Machtfaktor werden. So rückt Gehre die Fiktion unangenehm nah an unsere Lebenswirklichkeit heran.« (Cornelia Fiedler)
Süddeutsche Zeitung 18. September 2014
»Das ist ein richtiger Theaterabend ... Aber das Besondere ist – und deswegen hat mich diese Aufführung auch überzeugt –, man kommt damit in eine andere Art des Guckens. Im Film lassen Sie sich natürlich durch diese fulminanten Action-Szenen mitreißen. Und hier geht das Gewicht weg von diesen Action-Szenen, hin zu der eigentlichen Aussage des Stückes ... da geht es auf diese philosophische Fragestellung: Hat der Mensch, haben wir, heute wirklich noch einen freien Willen? ... Durch die Distanzierung auf der Bühne kommen wir viel direkter zu diesen Fragen ... zum Beispiel Björn Gabriel, der diesen FBI-Agenten spielt und dann selbst unter Mordverdacht gerät, der kriegt da eine richtig antike Wucht – wie sein Vorgänger Orest, dem ja auch der Mord an seiner Mutter damals vom Orakel prophezeit worden ist. Also es muss großes Gefühl sein, die Schauspieler steigen richtig ein. Und dann wiederum geht’s ins Spielerische. Und das braucht so eine Aufführung auch.« (Stefan Keim)
deutschlandradio kultur 15. September 2014
»Anderton reiht sich mühelos ein in jene antiken Dramenhelden Ödipus und Orest, denen Orakel ihr Schicksal voraussagten – dem sie indes nicht entgehen konnten. Ein großartiger Theaterstoff ... es ist schon eine Kunst, einen Hollywood-Film mit allen Special Effects fast deckungsgleich in 100 Minuten auf eine Theaterbühne zu bringen ... Das ist sensationell gemacht ... kurz vor dem Ende dürfen die Zuschauer selber mitmachen, und da öffnet sich schlagartig die Wucht der Frage nach dem freien Willen ... Dreieinhalb Minuten übrigens wird der Applaus dauern, sagen die Schauspieler voraus – und wie zum Trotz klatschen die Zuschauer vier Minuten lang. « (Dorothea Marcus)
nachtkritik 15. September 2014
»Wer nicht glauben will, dass man Spielbergs Science-Fiction-Film Minority Report nach Philip K. Dick mit nur vier Schauspielern auch auf kleinstem Studioraum zum Leben erwecken kann, muss nach Dortmund fahren. Am dortigen Theater gelingt dem jungen Regisseur Klaus Gehre mit geradezu spielerischer Leichtigkeit eine Verschmelzung von realer Schauspielerei mit fest installierten Videokameras, drei großen Leinwänden und vielerlei putzigen Requisiten ... ein packender Thriller, in dem am Ende der freie Wille zur Disposition steht.« (Arnold Hohmann)
Westfälische Allgemeine Zeitung 16. September 2014
»Klaus Gehre inszeniert in Dortmund Minority Report als rasanten Live-Film, bei dem alles auf offener Szene geschieht. Und die Fallhöhe zwischen Blockbuster-Perfektion und der lustvollen Improvisation mit Webcams, Barbiepuppen, Spielzeugauto und Topfblumen sorgt bei dem Abend für einen Mordsspaß. Check? Check! ... Und bei aller Gaudi verliert der Abend die eigentliche Problematik nicht aus dem Blick, erzählt auch von Kontrolle und Freiheit und der Perversion der Macht.« (Ralf Stiftel)
Westfälischer Anzeiger 16. September 2014
»Eine Zeitreise ohne großes Budget? Geht! ... Alles findet vor den Augen des Publikums statt, die Illusion wird live erzeugt und zugleich gebrochen, Bild ist Wahrheit und doch nicht. Regisseur Gehre geht sogar so weit, den Zuschauer mit in das Geschehen eingreifen zu lassen – dank einer Abstimmungs-App! Das alles ist schrill und frech und anders und an vielen Stellen inspirierend.« (Nadine Albach)
Revierpassagen 16. September 2014
»Minority Report-Premiere begeistert in Dortmund auf der Theater-Bühne ... Witzig, ideenreich und überraschend bringt Klaus Gehre einen Science Streifen auf die Bühne. Und erntet mit Minority Report im Studio des Schauspiels begeisterten Applaus ... Ein famoser Spaß. Was diese Vier mit Mario Simon am Live-Schnitt auf die Bühne bringen, ist großes Kino ... Und alles dreht sich nicht um Technik, sondern Schicksal und Zufall, eben um die Freiheit, die Wahl zu haben.«
Lokalkompass 16. September 2014
»Alles passiert hier und jetzt in flottem Timing. Wir sehen, wie die Effekte gebaut sind, dürfen der Illusions-Maschine Theater in die Karten schauen. Und das macht Spaß. Manches ist einfach zu drollig. Wie prima Ton und Optik verzahnt sind, zeigt sich, wenn Agent Anderton mit wischenden Bewegungen die „Hologramme“ sichtet. Die Darsteller müssen auf Zack sein, sie machen ihre Sache gut. Tempo, Tempo!«
Ruhrnachrichten 16. September 2014
»Viel Technik, witziger Trash und die Erkenntnis, dass Philip K. Dick nie so aktuell war wie heute. Und Klaus Gehre ebenso wie Intendant Kay Voges ein gutes Gespür für wichtige gesellschaftliche Themen beweist. ... beide zeigen sich thematisch rund um Überwachung, Algorithmen und der Frage nach der philosophisch ethischen Dimension von solchen technischen Neuerungen voll am Puls der Zeit.« (Nadine Hemgesberg)
literaturundfuilleton 16. September 2014
»Eine Liebeserklärung an Spielbergs Film ... Ein wirklich gelungener Theaterabend, der die richtige Balance zwischen Technik und Schauspielerei fand, was auch an der guten Besetzung lag, die mit deutlichem Spaß bei der Sache war. Hoffentlich gibt es weitere „geschwedete“ Filme von Klaus Gehre in Dortmund zu sehen.« (Michael Lemken)
ars-tremonia.de 16. September 2014
»Klaus Gehre, verantwortlich für Regie und Text, hat ein rasantes und witziges „High-Tech-Spektakel“ über die Mörderjagd in der Zukunft, in dem so genannte Precogs Morde sehen, bevor sie geschehen, inszeniert ... Der Film lebt ja von den technischen Effekten – das auf der Bühne mit so banalen Mittel hinzubekommen – Respekt! ... ein toller Spaß, super Schauspieler und frischer Wind im Studio!«
In-StadtMagazin 25. September 2014